Die Osteopathie ist eine die Schulmedizin sinnvoll ergänzende Form der Medizin. Dabei wird stets der Patient als Ganzes gesehen, d.h. als eine Einheit von Körper, Geist und Seele, geprägt durch sein individuelles Umfeld, Erlebnisse und seine gesamte Geschichte und dessen Verarbeitung.
Jedes Körperteil, jedes Organ benötigt zum optimalen Funktionieren Bewegungsfreiheit. Ist die Beweglichkeit eingeschränkt, entstehen aus Sicht der Osteopathie zunächst Gewebespannungen und darauf folgend Funktionsstörungen. Die Summe dieser Fehlfunktionen kann der Organismus aus Sicht der Osteopathie nicht mehr kompensieren – es entstehen Beschwerden. Beim Forschen nach den Ursachen der Beschwerden im menschlichen Körper stehen eine Strukturstörung und die daraus resultierende Fehlfunktion im Vordergrund. Diese sogenannte somatische Dysfunktion gilt es aufzuspüren und zu beheben.
Osteopathie behandelt vorbeugend und ist bei vielen Krankheiten sinnvoll, da diese oft Ausdruck eines gestörten Zusammenspiels der verschiedenen Systeme des Körpers und der Organe sind.
Bereits 1874 trat der amerikanische Arzt Dr. Andrew Taylor Still (1828-1917) mit der Osteopathie an die Öffentlichkeit. Die von ihm neu entwickelte Sichtweise auf den Patienten sah den Menschen, also Körper, Geist und Seele, in sich als eine untrennbare Einheit. Er war davon überzeugt, dass der menschliche Organismus die Fähigkeit besitzt, sich selber heilen zu können. Hierfür setzte er eine freie Beweglichkeit in allen Körperregionen und Flüssigkeiten voraus. Er arbeitete sowohl bei der Befundung als auch bei der Behandlung mit seinen Händen und spürte somit die Regionen auf, deren Beweglichkeit eingeschränkt waren, um diese wieder in Fluss zu bringen. Bald lehrte er die Osteopathie und gab sein Wissen an Schüler weiter.
Ein ehemaliger Schüler Stills Dr. John Martin Littlejohn (1866-1947) brachte die Osteopathie nach Europa und gründete 1917 die British School of Osteopathy (BSO) in London, wo bis heute Osteopathie studiert werden kann. In den USA hat ein Osteopath den Dr. Titel und ist einem Arzt gleich gestellt, was ihn dazu veranlasst neben den Manuellen Techniken auch Medikamente und Spritzen verabreichen zu können. Littlejohn hingegen brachte das Wissen der Osteopathie als rein manuelle Form der Therapie nach Europa. Nach der Lehre Stills arbeitet man überwiegend strukturell, was in eine der drei großen Säulen der Osteopathie einzuordnen ist, nämlich der Parietalen Osteoapthie.
William Garner Sutherland (1873-1954), ebenfalls ein Schüler Stills, befasste sich sehr viel mit dem menschlichen Schädel und vor allem mit dessen Suturen (Schädelnähten). Dabei stellte er 1939 das Phänomen des Primär Respiratorischen Rhythmuses vor, der unabhängig von Atmung und Herzschlag zu erspüren ist. Dies ist eine sehr feine und sanfte Herangehensweise, die vor allem am Schädel und entlang der Wirbelsäule bis zum Kreuzbein am meisten zu spüren ist. Somit wurde die Osteopathie mit der zweiten der drei Säulen bereichert, der Cranio-Sacralen Osteopathie.
Die dritte Säule wurde 1980 von Jean-Pierre-Barral (*1944) und Jacques Weischenck präsentiert. Sie beschäftigten sich besonders mit den inneren Organen, deren anatomischen Lage, Beweglichkeit und wie man diese osteopathisch untersuchen und behandeln kann. Die Viszerale Osteopathie wurde begründet.
Neben diesen bereits genannten Größen wird die Osteopathie bis heute stetig weiterentwickelt. Somit wird auch an vielen Bereichen wie z.B. Genetik/Epigenetik, Hormonhaushalt, Vegetative Prozesse usw. geforscht und ob die Osteopathie eine mögliche Wirkung darauf nehmen kann.
Um die Osteopathie in Deutschland ausüben bzw. mit dem Wort Osteopathie Werbung betreiben zu dürfen muss man entweder Arzt oder Heilpraktiker sein. Der Beruf und die Ausbildung unterliegen derzeit in Deutschland keinem einheitlichem Standard. Weltweit und auch in Europa gibt es zahlreiche Länder, die die Osteopathie bereits als eigenes Berufsbild anerkannt und dessen Ausbildung geregelt haben.
In Deutschland gibt es einige Schulen, die nach gleichen Lehrplänen unterrichten und somit einen einheitlichen Standard setzen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Osteopathie (BAO) setzt diesen Standard und kontrolliert ihre Mitgliedsschulen in regelmäßigen Abständen. Eine nach BAO Richtlinien abgeschlossene Ausbildung zeigt, dass der Therapeut in der Lage ist, den Patienten verantwortungsvoll und kompetent behandeln zu können. Auch beweist er die Fähigkeit die Grenzen seiner eigenen Möglichkeiten einschätzen zu können, um den Patienten gegebenenfalls zur Abklärung weiterzuschicken.
Zur Qualitätssicherung wird der Therapeut angehalten sein Wissen stetig durch Besuch von Fortbildungen und Lehrgängen aufzufrischen.